Als Tai Chi Chuan in erster Linie als Kampfkunst geübt wurde, waren die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden willkommene "Nebenwirkungen". Inzwischen steht der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund. Tai Chi Chuan und die dazugehörigen Chi Kung (qigong) Übungen wirken auf mehren Ebenen:
1. Die Körperliche Ebene: Gymnastik und Rückentraining
Die allgemeine Beweglichkeit wird verbessert.
Auch sogenannte "versteckte" Muskeln werden angesprochen.
Die Stützmuskulatur wird gekräftigt.
Die Faszien werden wieder weicher und geschmeidiger, neues Bindegewebe wird gebildet.
Die Beweglichkeit der Wirbelsäule wird speziell trainiert, die Übungen unterstützen die Bandscheiben.
Die Gelenke werden schonend trainiert und dadurch beweglicher, die stützenden Muskeln gekräftigt.
2. Haltung und Atem
Eine zweite Ebene betrifft die Körperhaltung und die Atmung. Unnötige Spannungen im Körper werden abgebaut, verkürzte Muskeln gestretched, schwache Muskeln gestärkt, die Faszien schonend gedehnt. Es stellt sich eine Körperhaltung ein, die den Bewegungsapparat nicht mehr als notwendig belastet und so vielen Beschwerden vorbeugt bzw. diese lindern oder beseitigen kann.
In unserem Übungssystem steckt ein sehr profundes Wissen um die korrekte Haltung und Bewegung. Die richtige Körperhaltung ermöglicht ein freies, unbehindertes Atmen. Der Atem wird ruhiger und tiefer.
3. Chi - Lebensenergie im Fluss
Die dritte - energetische - Ebene, baut auf der korrekten Haltung und der befreiten Atmung auf: die Energie kann nun wieder in Fluss kommen.
Die Chi Kung (qigong) Übungen regen den Energiefluss an und balancieren alle Energiemeridiane aus.
Im Tai Chi Chuan (taijiquan) erlernen wir das Geheimnis, sich im energetischen Fluss zu bewegen, so dass keine Energieblockaden entstehen. Das beugt nicht nur Krankheiten vor, sondern wirkt auch positiv auf die Psyche.
4. Mental - Meditation
Stress und negative Emotionen sind in unserem modernen Leben allgegenwärtig und schwächen das Immunsystem und die Selbstheilungskräfte.
Tai Chi Chuan hat seine Wurzeln in der taoistischen Meditation, ist "Meditation in Bewegung und Bewegung in Meditation" (Yang Cheng Fu).
Bereits die ersten Übungsstunden lassen einem eine Auszeit vom stress- und sorgengeplagten Alltag erleben. Wir können unser Leben mit neuer Energie und einer anderen Perspektive angehen.
Innerer Friede und Zur-Ruhe-Kommen können durch Entspannungsübungen alleine nicht erreicht werden. Erst ein vitaler Energiefluss, der alle Energiezentren aktiviert und harmonisiert, "spült" die negativen Kräfte aus dem System und befreit den Geist von der Flut der Gedanken.
"Bringst du deinen Körper in die richtige Haltung und konzentrierst du dich auf das Eine, dann wird die himmlische Harmonie über dich kommen." (Chuang Tzu)
5. Lebensfreude
Einen besonderen Stellenwert nimmt im Authentischen Yang-Stil die Lebensfreude, das Lebendigsein, im Hier-und-Jetzt-Sein, ein, von Meister Chu auch "Happy Chi" genannt. Anders als rein "beruhigende" Meditations oder Entspannungsübungen, gewöhnt man in unserem Tai Chi Chuan den Körper an Körperhaltungen, wie man sie spontan einnimmt, wenn es einem sehr gut geht oder man intensive Freude empfindet. Ist man immer gut drauf und 24 Stunden am Tag in einer freudvollen Stimmung, braucht man nicht Tai Chi oder Qigong zu praktizieren! ;)
Emotionen beeinflussen die Körperhaltung und umgekehrt
Geht es einem weniger gut, oder hat man Stress, nimmt der Körper Schutzhaltungen ein, die längerfristig energetisch blockieren. Rein mental ist es oft sehr schwer, wieder in ein freudvolleres "Fahrwasser" zu kommen.
Zum Glück kann man umgekehrt auch vom Körper auf die Emotionen einwirken: die energetischen Haltungen unseres Tai Chi Chuan (taijiquan) bauen Stress ab (die Ausschüttung von Stresshormonen wird unterbunden) und erwecken wieder die Lebensfreude.
Anerkannte Wirkungen von Tai Chi Chuan
Es gibt inzwischen eine große Anzahl an klinischen Studien, die Tai Chi Chuan positive Wirkungen bei verschiedenen Krankheitsbildern und Gesundheitswerten bescheinigen. Da die meisten dieser Studien mit "öffentlichem" Tai Chi, also vereinfachten Formen, durchgeführt wurden, kann man davon ausgehen, dass die Wirkung des traditionellen Tai Chi Chuan noch deutlicher ausfallen müsste.
Hier ist (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) eine Aufzählung von nachgewiesenen Wirkungen:
Verlangsamung der Alterungsprozesse
Verbesserung der Atemfunktion
Metastudie mit 441 Studien zur Atementwicklung durch Taylor-Piliae; R.E. et. al., 2004
Besserung von Arthritis
Senkung der Cholesterin-Werte
Tsai, J.C. et. al. (2003)
Verbesserung der Symptomatik und Lebensqualität bei Fibromyalgie
Stärkung des Gleichgewichtssinnes und Verbesserung der Körperwahrnehmung
Tsang et. al. 2004a
Verbesserung des Gleichgewichtssinns bei älteren Menschen; Tsang, W.W. et. al., 2004b
sensiblere Körperwahrnehmung und Steuerung im Gegensatz zu Läufern und Schwimmern in den Beingelenken; Xu, D. et. al., 2004
Li, F., 2005
Positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf System (unter Anderem Regulierung des Blutdrucks)
Stärkung der Knochen (insbesondere bei Osteoporose)
Verbesserung der Lebensqualität und Selbstvertrauen bei Krebs
Besserung der Lebensqualität bei Multipler Sklerose
Muskelaufbau
Jones, A.Y. et. al., 2005
Christou, E.A. et. al., 2003
Choi, J.H., 2005
Stärkung des autonomen Nervensystems
Lu, W.A. et. al., 2003
Verbesserung der Lebensqualität bei Parkinson
Psychische Stabilisierung (Verringerung von Angst)
Hilft bei Schlafstörungen
Bessere Rehabilitation nach Schlaganfall
Stressreduktion
[Quellenangaben folgen in Kürze]
Medien
Hier finden Sie eine Auswahl an online lesbaren Artikeln über Tai Chi Chuan.